Migration ist ein anthropologisches Phänomen, das unbestreitbar die Geschichte verschiedener aller Völker vereint. Migration setzt Bewegung voraus, eine Bewegung, die über das Physische oder Territoriale hinausgeht. Wir stossen vielmehr auf die Mobilisierung von Glaubenssätzen und Überzeugungen über das Leben und insbesondere auf die Erwartungen und Unsicherheiten, die einen Neuanfang ausmachen.

Die Interpreten und Schöpfer dieses Vorhabens sind Migranten. Dies stellt eine grundlegende Motivation dar, eigene und kollektive Erfahrungen mit anderen Akteuren in der musikalischen und künstlerischen Welt zu artikulieren. In diesem Sinne stehen Migranten in einem Moment der ästhetischen Freude an der Bewegung und in einem Raum der symbolischen Konstruktion, der mit realen Erfahrungen und dem Austausch von Visionen zwischen den verschiedenen an dieser Initiative beteiligten Künstlern aufgeladen ist.

Die Herkunft der Interpreten und ihre soziokulturellen Koinzidenzen machen sie zu etwas Besonderem. Ricardo Riveiro ist ursprünglich aus Uruguay, lebt seit seiner Kindheit in Venezuela und studierte in der Schweiz und in Deutschland. Vicente Moronta ist in Venezuela geboren, studierte mit Riveiro. Heute arbeiten die beiden künstlerisch zusammen. Moronta hat in verschiedenen Ländern Lateinamerikas und Europas gelebt, studiert und gearbeitet, vor allem in der Schweiz, wo er zur Zeit wohnt.

Riveiro und Moronta bringen mit ihrem Charakter und ihrer ästhetischen Vision und Neugier andere Themen und Möglichkeiten auf den Tisch. Ihr Klangexperiment mit den verschiedenen Tessituren und Besonderheiten der Oboenfamilie wird eben durch diese Vision verstärkt.

»Migrants« versucht, verschiedene Erfahrungen, Positionen und Überzeugungen in Bezug auf das historische Phänomen der Migration zu synthetisieren sowie neue Ideen und Fragen zu generieren. »Migrants« ist ein Performance, in dem das Publikum zum Protagonisten wird, wo die ständige Bewegung ein unauflösbares Binom der Klanghandlung darstellt.

Projekt 2021

Vier Komponist*innen, zwei Interpreten, eine Idee.

Die Oboisten des Projekts »Migrants« haben in der Schweiz studiert und gearbeitet. Während dieser Zeit haben sie auch eine Identitätsbeziehung zu diesem aussergewöhnlichen Land entwickelt, das ihnen die Türen öffnete und sie auf selbstlose Weise unterstützte. Die Komponist*innen, die Teil der ästhetischen und klanglichen Entstehung dieses Projekts sind, sind Schweizer Staatsangehörige. Doch ihre Laufbahnen, ihre Lebensgeschichten sind von Migrationserfahrungen geprägt. Es sind genau diese Erfahrungen – mehr als die Bedeutung der Migration als soziales und anthropologisches Phänomen -, die wir in Musik (Klang und Wort) zu reflektieren versuchen.

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Ein Projekt mit:

Ricardo Riveiro, Oboe

Vicente Moronta, Oboe

Mela Meierhans, Komponistin

Michèle Rusconi, Komponistin

Leonardo Idrobo, Komponist

Lukas Huber, Komponist

Caterina Ciani, Projektleiterin