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"Nightselves"
Einleitung
Ein Werk «für grosses Orchester ohne Violinen»
zu schreiben, so lautete die Anregung des Dirigenten Mario Venzago. Mein
erster assoziativer Gedanke dazu war «Ein Konzert für einen
dunklen Klangkörper», und es wurde mir klar, dass die Grundstimmung
der Komposition um die Nacht, die Dunkelheit kreisen wird. Schliesslich:
eine Ahnung, unscheinbar erst, die Erinnerung an ein Bild der Künstlerin
Sonja Sekula (19181963, Lebenslauf s. Anhang): es ist dunkel und
in seine Fläche sind geritzt: Zeichen, wie Narben. Der Titel? Nightselves!
Nach einem Prozess der Verdichtung geht es nun in «NIGHTSELVES oder
MEINE NACHT SCHLäFT NICHT» um die Nacht. Grundlage meiner Arbeit
bildeten dazu das Bild «Nightselves» sowie die Texte und Notizen
von Sonja Sekula. Mittels ihren Bildern und «Wort-Bildern»
ringt sie um Halt. Da war dieses Leiden, an sich selbst aber auch an der
Welt, das schliesslich im Selbstmord endete. Meine Komposition bildet
acht ineinander verschränkte Teile mit den Titeln: "Almah",
"Dämmerung", "Fläche", "Geritzt",
"Kampf", "Haiku", "Kein Trost" und schliesslich
"Utopie" .
Die verwendeten Textzitate stehen als «Spielanweisungen» in
der Partitur, werden aber nicht rezitiert und bilden zusammen mit dem
Bild «das Zentrum eines Zustandes». Dieser Zustand kann und
will nicht einfach musikalisch wiedergegeben werden, sondern lässt
Raum für die eigene Interpretation.
Das Tonmaterial von Nightselves gründet auf denjenigen acht Buchstaben
des Alphabets, welche direkt unsere Tonnamen bezeichnen: A, B, C, D, E,
F, G, H. Sie sind als Grundfigur in einer Dreiecksform angeordnet. Die
Orchesterbesetzung ist ebenfalls in acht Gruppen unterteilt.
Umrahmt wird die die Komposition «NIGHTSELVES oder MEINE NACHT SCHLäFT
NICHT» vom Anfangs- und Schlussakkord der Komposition «Almah»
(für Streichquartett und wandelndes Horn) welche als eigentliches
Gegenstück bezeichnet werden kann, da diese sich auf den Sonnenlauf
eines Tages bezieht.
«When I paint bridges I believe also add in symbols to the peace
and welfare of the future!» (Sonja Sekula)
Mela Meierhans,
1997/01
P.S.: «Und Turandot befahl: diese Nacht schlafe niemand».
(Puccini, 3. Akt: Nessun dorma)
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